„Sag mal, was meint der?“

„Sag mal, was meint der?“

Genau wie unsere Bewegung sind auch unsere Kommunikation, unsere Verwendung der Sprache und unsere Ausdrucksweisen individuell!

 

Ich denke jedem von euch ist das schon einmal passiert: Ihr wollt etwas vermitteln und euer Gegenüber versteht es nicht. Dann kommt ein anderer hinzu und vermittelt den gleichen Inhalt mit seinen Worten, und sein Gegenüber versteht sofort was gemeint ist.  Selbst denkt man dann oft: „Genau das habe ich doch eben auch gesagt!“

Auch mir ist so etwas gelegentlich schon in einem Kurs, einem Workshop oder einer Praxisbegleitung passiert: Da gibt es einen Teilnehmer im Raum, dessen Mimik gibt zu verstehen, dass er das Gesagte nicht einordnen kann. Daraufhin transportiert man den gleichen Inhalt mit anderen Worten, und schon geht ihm ein Licht auf.

Der nächste Fall wird euch wiederum bekannt vorkommen. Ihr besprecht ein Thema, erklärt eine Vorgehensweise, und anschließend sagt euer Kommunikationspartner: „Also so hätte ich das jetzt nicht gesagt.“  Beide können nun hartnäckig auf ihrer Wortwahl und ihrer Wahrnehmung beharren. Oder aber jeder bringt sich so ein, dass alle die Möglichkeit bekommen, einander wirklich zu verstehen.

Was uns in der täglichen Kommunikation mit anderen so gut bekannt ist, spielt auch bei allen MH® Kinaesthetics Anwendungen eine wichtige Rolle. Nur weil ich mich in einer ganz bestimmten Weise bewege, heißt das nicht, dass mein Gegenüber dies genauso machen würde.

Oftmals beginnt man als Anwender mit der Umsetzung einer Bewegungsidee, und man erhält den Eindruck, der zu Pflegende arbeite gegen die Bewegung. Alles gerät ins Stocken. Möglicherweise tritt ein anderer Pfleger hinzu, der seinerseits eine unterstützende Bewegung anbietet, und umgehend kommt der Pflegeempfänger in Bewegung. Nun steht man da und denkt sich: „Das habe ich doch eben auch gemacht!“

Jeder Anwender kennt es, dass eine angebotene Bewegung nicht immer sofort angenommen wird. Auf die Frage hin, weshalb ein Patient nicht mithilft, antwortet dieser mitunter: „Ich verstehe nicht was ich jetzt machen soll!“  Meist ist es dann so, dass man sein Angebot nur leicht verändert oder angepasster einsetzt und schon weiß er was zu tun ist.

Mir ist es schon häufiger passiert, dass selbst bei einem für alle Beteiligten klar definierten Ziel, die angebotene Bewegung vom Patienten - oder von einem anwesenden Arbeitskollegen - kommentiert wurde mit dem Satz: „Also das hätte ich jetzt so nicht gemacht.“  Wie bei den schon erwähnten unterschiedlichen Auffassungen in der sprachlichen Kommunikation, so ist es auch beim Erlernen von Bewegungsabläufen nicht nur hilfreich, sondern im Grunde eine wesentliche Voraussetzung, dass alle Beteiligten sich mit einbringen, sodass die Bewegung gemeinsam gestaltet wird.

Nun stellt sich noch die Frage: Wer passt sich an wen an? Kann sich derjenige, welcher den Input bringt anpassen, sei es sprachlich oder in Hinblick auf die Bewegung? Oder kann sich derjenige anpassen, der mit dem Input vielleicht nichts anfangen kann?

Zunächst ist es wohl am besten festzustellen, ob mein Kommunikations- und Bewegungspartner in der Lage ist, meine Anweisungen korrekt zu verarbeiten. MH® Kinaesthetics bietet uns hierfür ein geeignetes Werkzeug, um alle Aktivitäten zu betrachten: das sogenannte Konzeptsystem. Es ist ein Werkzeug, mit dem die Bewegung innerhalb jeglicher Art von Aktivität systematisch beobachtet, erfahren, verstanden und angepasst werden kann.

Um unser Thema weiter zu vertiefen, betrachten wir jetzt also das Konzept der Interaktion. Interaktion ist das, was zwischen einzelnen Teilen geschieht – zwischen den einzelnen Teilen meines Körpers, zwischen mir und anderen Menschen, zwischen mir und der Umgebung. Wir erlernen Bewegung mithilfe von Interaktionen für die Aktivität in der Schwerkraft. Ebenso erlernen wir Kommunikation, Sprache, Ausdrucksweise in der Umgebung mithilfe von Interaktionen.

 

Aus dem Konzept der Interaktion werde ich nun die wichtigsten Punkte herausgreifen, die in Hinblick auf Sprache und Bewegung von Bedeutung sind:

· War das Verständnis der Absicht das gleiche beim Sender und beim Empfänger?

· War der Wortschatz / das Bewegungslevel angemessen?

· War der Zeitraum passend gewählt?

· Wurde der Raum / die Umgebung effektiv genutzt?

· War die Auffassung / Wahrnehmung die gleiche?

· Was für eine Anspannung / Erwartungshaltung gab es?

 

Man könnte noch mehr aufzählen, aber mit den angegebenen Punkten haben wir eine erste Basis, um Kommunikation und Bewegung so zu gestalten, dass alle Beteiligten sich effektiv einbringen können.

Genau wie in der Kommunikation, so merkt man auch bei der Bewegung, wenn etwas „nicht gut läuft“. Spürbar wird dies vor allem an der übermäßigen Anstrengung aller Beteiligten. Nun, da wir ein paar Punkte haben auf die wir schauen können, können Anpassungen vorgenommen werden, um die Bewegung oder das Gespräch so zu gestalten, dass jeder sich positiv einbringen kann. Dadurch steigert man die Qualität der Bewegung und der Kommunikation.

Es ist sehr wichtig, die oben angeführten Fragen zu stellen und zu beantworten. Kommunikation sollte nicht einseitig sein, da es um Interaktion mit anderen Personen geht. Man sollte berücksichtigen, dass jeder seine eigene Form der Kommunikation besitzt. Manche sind vielleicht sehr auf eine gehobene Wortwahl aus, andere pflegen den Straßenjargon, wiederum andere sind vielleicht witzig, naiv, oder professionell und strukturiert. Es gibt Menschen die sind bestimmend, forsch, lustlos, leise, aufbrausend, etc.

All diese verschiedenen Varianten wollen vielleicht genau den gleichen Inhalt vermitteln. Jeder der Teilnehmer kann dazu beitragen, dass Kommunikation „verstanden“ wird. Versucht doch beim nächsten Mal, euch ein paar der oben genannten Punkte wieder ins Gedächtnis zu rufen, bevor das Gespräch ins Stocken gerät. Gebt nicht gleich auf, wenn etwas nicht beim ersten Mal funktioniert. Und wählt nie den Weg mit dem Kopf durch die Wand. Ganz im Sinne der Gesundheitsentwicklung darf ich MH® Kinaesthetics hierfür zitieren:

„Die Art und Weise, wie Menschen die Bewegung für ihre Alltagsaktivitäten gestalten, hat einen positiven oder negativen Einfluss auf ihre Gesundheits- und Lernprozesse in jeder Lebensphase, ein Leben lang.“

Wer mehr über die Konzepte in Bezug auf Bewegung wissen möchte, kann uns gerne über das Kontaktformular kontaktieren. Gerne hören wir auch ein Feedback von euch zu diesem Blog.

MfG das Moderatorenteam von Kinaesthetics Tirol